ARCHIV FÜR AUTOBAHN- UND STRASSENGESCHICHTE

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Strecke 30/BAB A5: Die Straßen-, später Autobahnmeisterei Frankfurt-Rödelheim
Teil4: Wohnraum zur Meisterei

Ohne die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Autobahn- und Straßenmeistereien wäre das gewohnte Fahren auf Autobahnen nicht möglich. Erst ihr ständiger Einsatz, oftmals harte, gar lebensgefährliche Knochenarbeit, macht die Straßenverkehrswege für Verkehrsteilnehmer dauerhaft nutzbar.[4-1]

Dass die wichtigsten Mitarbeiter in den Straßenmeistereien der Reichsautobahnen ihren Wohnsitz im Straßenmeistereigehöft oder nahe bei diesem haben sollen, war den Verantwortlichen in der Direktion des Unternehmens "Reichsautobahnen" schon frühzeitig bewusst. Für sie galt deshalb stets die Residenzpflicht.
 
Bonatz/Wehner schreiben dazu im "Werkheft der Reichsautobahnen 1": Die stete Dienst- und Einsatzbereitschaft der Straßenmeisterei bedingt, daß die mit dem Betrieb am engsten verbundenen Bediensteten jederzeit verfügbar sind. Hieraus ergibt sich ein Bedürfnis von vier Dienstwohnungen innerhalb des Straßenmeistereigehöfts, und zwar stets für den Straßenmeister und den Platz- und Gerätewart, außerdem je nach den besonderen Verhältnissen wahlweise für den Straßenmeister-Stellvertreter, einen Kraftfahrer, den Vorschlosser, den Bürogehilfen, den Vorarbeiter oder die Schreibhilfe. Soweit diese Dienstwohnungen dem Verwaltungsgebäude nicht baulich angegliedert sind, werden sie in besonderen Ein- und Mehrfamilienhäusern untergebracht. Sie sind, um eine harmonische, ausgeglichene Gesamtgruppierung der Baukörper sowie eine klare und übersichtliche Führung der Fahrwege zu erhalten, von vornherein in die Planung des Gehöfts einzubeziehen." [4-2]

In Frankfurt-Rödelheim wurde die Wohnraumfrage so gelöst, dass im Dienstgebäude zwei Wohnungen geschaffen wurden. Die für den Strassenmeister vorgesehene Wohnung befand sich im Erdgeschoss. Darüber, im Dachgeschoss die dem Verwaltungsangestellten (VA) zugedachte Wohnung. Ebenfals im Dachgeschoss waren weitere 5 Bediensteten-Wohnungen vorhanden. Alle Wohnungen waren zur Westerbachstraße hin, d. h. zur von der Autobahn abgewandten Seite ausgerichtet. Auch ein Ruhe- und Bereitschaftsraum für die Rufbereitschaft fand sich unter dem Dach.

Westerbachstraße 73-75
Bild 4-1: Dienstgebäude (rechts des Leitungsmastes) und Fahrzeughalle von der Westerbachstraße aus gesehen.

Der Eingang vom Betriebshof aus in das Dienstgebäude, Adresse Westerbachstraße 79, hinein war Zugang zu den Diensträumen des Straßenmeisters, zu seiner Wohnung und zu der im Dachgeschoss befindlichen Wohnung des Verwaltungsangestellten. Der Zugang zu den übrigen Wohnungen, die Hauseingänge haben die Nummernn 73 und 75, erfolgte von der Westerbachstrasse her. Um in das Haus Westerbachstrasse 77 zu gelangen war der Zugang vom südlichen Giebel her zu benutzen.

Aufgaben der Sm
Bild 4-2: Dienstgebäude: Skizze des Erdgeschosses mit der Wohnung des Straßenmeisters und seinen Diensträumen.

Aufgaben der Sm
Bild 4-3: Skizze des Erdgeschosses mit Diensträumen des Straßenmeisters, Lagerräumen und WC sowie die Kfz-Werkstatt in Halle 1.

Dach

Bei Betrachtung der Dächer von Dienstgebäude und Fahrzeughalle fällt auf, dass das Dienstgebäude ein Satteldach hat, das Dach der Fahrzeughalle jedoch nur auf der westlichen Seite ein solches. Die zum Betriebshof schauenden sog. Fledermausgauben beider Objekte verlaufen in gleicher Höhe. Nach der östlichen Seite hin ist die Dachform der Fahrzeughalle ein einseitiges Mansarddach.
 
Die zur Westerbachstraße gerichteten Schleppdachgauben der Wohnungen des Dienstgebäudes liegen tiefer als die Fenster der Wohnungen im Dachbereich der Fahrzeughalle. Grund für diese Abweichungen ist, dass die durchgehende Decke über den Hallen etwa 1 Meter höher liegt als die entsprechende im Dienstgebäude, wodurch genügend Freiraum als Einfahrshöhe vorhanden ist. Folglich hat der Spitzboden im Dachbereich der Fahrzeughalle eine geringere Höhe.


 
Bild 4-4: Der Übergang vom Dienstgebäude (rechts) zur Fahrzeughalle (links) zeigt die Änderung der Dachformen. Die Hallen haben gegenüber den Dienst- und Wohnräumen auch kleinere Fenster.

Als wichtig wurde neben angemessenem Wohnraum gleichfalls gesehen, dass die Bewohner Möglichkeiten für die eigene Grundversorgung mit Obst und Gemüse aus einem Hausgarten haben. In vorgenannter Quelle schreiben Bonatz/Wehner: "Die Fortsetzung oder Wiedergewinnung einer tätigen Verbindung mit dem Grund und Boden ist durch eine Zugabe von Gartenland (etwa 400-600 m² je nach Bodengüte) zu fördern. Zusätzliches Pachtland soll verfügbar sein und solchen Arbeitern gegeben werden, die selbst oder mit Hilfe ihrer halbwüchsigen Kinder mehr Land bewirtschaften können."

Auch in der Straßenmeisterei Frankfurt-Rödelheim stand den Bediensteten Gartenland zur Verfügung. Die nachstehende Grafik zeigt annähernd die Bereiche, die damals Gartenflächen waren.

Gartenland
Bild 4-5: Skizzierte Bereiche der ehemaligen Gärten..

Teil1: Die Die Straßen-, später Autobahnmeisterei Frankfurt-Rödelheim    

Teil2: Objekte der Straßenmeisterei Frankfurt-Rödelheim    

Teil3: Blicke in die Straßenmeisterei Frankfurt-Rödelheim    

Teil 4: Wohnraum für die Mitarbeiter der Straßenmeisterei Frankfurt-Rödelheim    

Recherchen u. Fotos: Thomas Potts, Frankfurt-Rödelheim
Bearbeitung: Dr. R. Ruppmann, (Köln) u. H. Schneider, (Naumburg (Saale) 1/2023